Geschichte: «Wenn man Traditionen nicht weiterentwickelt, sterben sie aus»

Kulinarische Entdeckungen im Valle di Muggio

Marialuce Valtulini hat einem vergessenen Käse – dem Zincarlin – neues Leben eingehaucht, vier junge Männer destillieren den ersten Tessiner Gin. Beiden liefert das Valle di Muggio die Ingredienzen fü...

«Lass uns einen Gin machen», fanden vier Freunde im Valle di Muggio und kreierten den Gin Bisbino. Ihr Tal ist eine kulinarische Hochburg – aber nicht nur: Hier lässt es sich auch wunderbar wandern. Sofern im Rucksack der «Gincarlin» dabei ist…! 

DAS IST

Marialuce Valtulini, Käserin

Marialuce Valtulini, Käserin
Ich bin stur, wenn es um die Zutaten für meinen Käse geht. Ich würde nie Milch aus einem anderen Tal zukaufen, das würde die Identität des Zincarlin verändern.

In den historischen Gärten von Sagno im Valle di Muggio ist es so idyllisch, dass man meint, die Zeit sei stehen geblieben. Die Tomaten hängen prall an der Staude, ein gegerbtes Steintischchen wartet auf Gäste, eine Katze streicht zwischen den Blumen hindurch. 

Martino Mombelli kniet in einem seiner Beete, wo die Kräuter für den Gin wachsen, schnuppert an der Verveine, begutachtet die Melisse, gibt uns ein Blättchen Stevia zum Probieren.

Neben ihm steht Marialuce Valtulini, die alle nur «Luce» – ital. für Licht – nennen. Sie haben sich kennen gelernt am Kastanienfest im Herbst 2016. Martino Mombelli hatte gerade mit seinen drei Freunden – Giona Meyer, Rupen Nacaroglu und Damiano Merzari – den allerersten Tessiner Gin lanciert. 

12 Monate hatten die Gin-Fans an der Kräutermischung – alles bio, natürlich – herumgetüftelt. Entstanden ist der Gin Bisbino, ein raffinierter, sehr ausbalancierter Gin. 

DIE GANZE GESCHICHTE


Gincarlin, Sagno

Luce, die vorher noch nie Gin getrunken hatte, war begeistert: «Ich mag Menschen mit innovativen Ideen.» 

Und als sie das nächste Mal ihren Käse, den Zincarlin, in Form knetete, kam ihr die Idee: «Warum reibe ich meinen Käse nicht mit Gin ein statt mit Weisswein?»

Der Gincarlin war geboren. 

Der Gincarlin ist eine uralte Tradition, die neu interpretiert wurde – quasi der Zincarlin 2.0. Beide Produkte sind tief mit dem Valle di Muggio verbunden.

Der Zincarlin – eine alte Käsespezialität aus dem Valle di Muggio – wäre wohl ausgestorben, wenn ihn Marialuce Valtulini nicht zusammen mit der Associazione dei comuni del Generoso wiederbelebt hätte. 2005 begann sie, den Käse mit dem intensiven Geschmack und der zylinderartigen Form in Salorino kommerziell zu produzieren. 

Gincarlin, Sagno
Gincarlin, Sagno

Für den Gincarlin reibt Luce den Käse nicht mit Weisswein ein, sondern mit dem Gin Bisbino. Martino findet ihn fantastisch.

Gincarlin, Sagno
Gincarlin, Sagno
Pro tip
Der Gin Bisbino enthält nur sieben Kräuter – dafür die richtigen. Der Name kommt vom Monte Bisbino, auf den man auch wandern kann.
Den Gincarlin kann man im Il Magnifico Borgo in Mendrisio kaufen (Via Industria 5). Er schmeckt besonders gut in einem Risotto.
Immer Mitte Oktober findet im Valle di Muggio das Kastanienfest statt. Probieren Sie das Kastanienbier des Biolabels Terra Matta!

Doch Puristen hätten den Käse bestimmt nicht mit Gin entweiht.
«Ach», entgegnet Marialuce Valtulini «Traditionen sind schon gut, aber man muss sie der Realität anpassen – sonst sterben sie irgendwann aus.»

Gincarlin, Sagno
Gincarlin, Sagno

Im Valle di Muggio gibt es natürlich nicht nur den Zincarlin und Gin Bisbino, das Tal ist eine kulinarische Hochburg.

Gincarlin, Sagno

«Der Gin Bisbino war etwas neues, etwas anderes – ich mag innovative Leute.»

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Gincarlin, Sagno

«Wir lieben gutes Essen», sagt Luce. 

Da warten feinstes Kastanien- und Polentamehl, Brasato alle erbette und Kalbsvoressen mit Pilzen oder die berühmten Formaggini. 

Martino Mombelli fasziniert zudem die Ruhe des Tals, die Schönheit der Gegend – nicht umsonst wurde das Valle di Muggio vor ein paar Jahren zur «schönsten Landschaft der Schweiz» gekürt.

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