Scudellate

Scudellate ist ein Ortsteil der ehemaligen Gemeinde Muggio auf 904 m ü.d.M. und ein eindrückliches Beispiel für eine auf einem steilen Abhang kauernde Linearsiedlung mit terrassenförmig angelegten Feldern talwärts und Wiesen auf der Bergseite. Die Geschichte seiner Bevölkerung wurde nicht nur durch die Landwirtschaft und die saisonbedingte Auswanderung geprägt, sondern auch durch die Nähe der italienisch-schweizerischen Grenze, die eine intensive Schmuggeltätigkeit begünstigte. Durch die Grenznähe konnte Scudellate eine privilegierte Beziehung zum Dorf Erbonne aufbauen, das seinerseits ein Ortsteil von San Fedele Intelvi in der Provinz Como war, wo aber hauptsächlich Tessiner Familien lebten. Scudellate und Erbonne sind bis heute nicht nur durch einen Fuß- und Fahrradweg miteinander verbunden, sie haben auch einen großen Teil ihrer Geschichte gemeinsam.

Früher (bis ins Jahr 1954) gab es keinen befahrbaren Weg, der Erbonne mit San Fedele verband. Darum stützten sich die Einwohner der italienischen Gemeinschaft für viele Belange des täglichen Lebens auf ihre Nachbarn in Scudellate, zum Beispiel für die Schule, die medizinische Versorgung und sogar für die kirchlichen Dienste, Begräbnisse eingeschlossen.

Hierzu gibt es eine Eigentümlichkeit auf dem Friedhof von Erbonne zu erwähnen, auf dessen Gräber nur zwei Familiennamen auftauchen: Cereghetti (oder Clericetti, ganz eindeutig schweizerischer Abstammung) und Puricelli.

Scudellate und Erbonne standen im Mittelpunkt zahlreicher Streitigkeiten um Gebietsansprüche zwischen der Eidgenossenschaft einerseits und zunächst dem Herzogtum Mailand, später dem Königreich Italien auf der anderen Seite. 1552 schloss Ferdinando Gonzaga, der vom Kaiser Karl V. eingesetzte Gouverneur von Mailand, mit den Schweizern einen Pakt und Erbonne wurde zur Freizone. Die erste wirkliche Festlegung der Grenze zwischen den beiden Ortsteilen erfolgte jedoch erst mit dem Schiedsspruch von 1604 und wurde erst mit dem Abkommen von Varese im Jahr 1752 endgültig beschlossen.