Geschichte: Der Imker des Mendrisiotto

Im Dienste der Königin

Über 40 Jahre Freundschaft. Zwischen grünen Feldern und weiss blühenden Kastanienwäldchen stellen kleine Bienen einen süssen Nektar her, der nach Leidenschaft, Tradition und harter Arbeit schmeckt.

Gemeinsam mit seinen rund 50 Bienenvölkern produziert Imker Carmelo Zanatta aus Stabio köstlichsten Tessiner Bienenhonig, der für Nachhaltigkeit, Qualität und Liebe zur Region steht. Akazie im Mendrisiotto, Millefiori im Luganese und Rhododendron im Bedrettotal gehören zu den Spezialitäten. Seine Leidenschaft für die summenden Monarchien entstand durch Zufall.

DAS IST

Carmelo Zanatta, Imker und Bieneninspektor

Carmelo Zanatta, Imker und Bieneninspektor
In der Natur mit den Bienen kann ich mich am besten entspannen.

Wohl nichts kann einen idyllischen Frühsommertag besser symbolisieren als eine possierliche Biene, die zufrieden von einer duftenden Blüte zur nächsten summt. Zehntausende ihrer Artgenossen, die wuselnd einen Bienenstock verlassen und zielstrebig in Richtung eines blühenden Kastanienhains ausschwärmen, vermitteln gleich ein ganz anderes Bild: kraftvoll, dynamisch – und ein bisschen einschüchternd. Zumindest für den Laien. Imker Carmelo Zanatta dagegen, ausgestattet mit Schutzkleidung und rauchendem Kännchen, geht das Herz auf. «Es gibt nichts Schöneres, als zu sehen, wie der Bienenstock morgens zu Leben erwacht.» Es ist ein besonderer Tag für ihn: der Antrittsbesuch bei der neuen Königin! 

Gut 46 Jahre ist es her, dass Carmelo Zanatta überraschend von einem Bekannten gefragt wurde, ob er gerne zwei Bienenstöcke hätte. «Nein, danke, war meine Antwort», lacht der pensionierte Tischler und Möbelverkäufer. «Ich hatte gar keinen Bezug zu Bienen.» Als er abends seiner Frau Maria Giuseppina davon erzählte, war diese aber gleich Feuer und Flamme. «Ich solle zusagen. Mein Schwiegervater würde mir alles beibringen.» Es war ein Glück.

DIE VOLLSTÄNDIGE GESCHICHTE


Stabio, Mendrisiotto

Die Bienenzucht wurde nicht nur zu einer neuen Liebe Zanattas, die bis heute anhält. Auch setzt der Tessiner mit seiner Aktivität, die er nach der Pensionierung intensiviert hat, eine wichtige Tradition im Mendrisiotto fort, bei der Nachhaltigkeit und Qualität an oberster Stelle stehen. Seine Produkte tragen die Qualitätslabels Ticino regio.garantie, Schweizer Bienenhonig und alpinavera. Als Bieneninspektor des Mendrisiottos ist er zudem für die Gesundheit der lokalen Bienenvölker verantwortlich.

Von den rund 50 Bienenstöcken, die Zanatta in Betrieb hat, steht die Hälfte bei Stabio. Der Weg dorthin führt durch eine liebliche Hügellandschaft, die vor Augen führt, weshalb das Mendrisiotto auch Toskana der Schweiz genannt wird. Nicht nur Kastanien-, sondern vor allem auch Akazienhonig ist eine Spezialität der Region. «Nirgendwo in der Schweiz gibt es so viele Akazien wie hier», sagt der Tessiner.

Stabio, Mendrisiotto
Stabio, Mendrisiotto

Purer könne der begehrte Honig nicht sein. 

Stabio, Mendrisiotto
Stabio, Mendrisiotto

In Arogno dagegen, dem anderen Standort von Zanattas Bienenkörben, entsteht die Sorte Millefiori (als Frühjahrs und Sommer-Edition), da die Bienen eine breitere Auswahl an Blüten haben. Im Juli, wenn die Hitze beginnt, bringt er die Bienen von Stabio ins Bedrettotal, wo sie Rhododendron finden. «Für Honig mit einem ganz speziellen Geschmack.»

Ich kaufe keine Bienen dazu, sondern bilde neue Familien.
Stabio, Mendrisiotto

«Oh, eine wunderschöne neue Königin!», ruft Zanatta aus, nachdem er, zur allgemeinen Beruhigung mit Rauch wedelnd, den Deckel des kleinsten Bienenstocks geöffnet hat. Durch das Teilen eines Volkes sei eine neue Familie entstanden, erläutert er. Die fehlende Königin hätten die Bienen selbst ersetzt, indem sie eine Larve mit speziellem Futter, dem Gelée royal, aufzogen. In einer extra grossen Wabe sei dann die neue Königin herangewachsen. Diese mache sich nun bald auf zu ihrem Hochzeitsflug, um den Stamm mit Nachwuchs zu versorgen. «Ich kaufe grundsätzlich nie Bienen dazu», sagt der Imker. 

Pro tip
«Il Pungiglione Zanatta Miele», der Betrieb von Carmelo, trägt das Siegel regio.garantie. Die verschiedenen Honigsorten, Konfitüren und Spezialitäten, wie die Nocciolata, können direkt beim Imker in Stabio, oder online erworben werden.
In Melano gibt es Idromele. Es handelt sich dabei um Met (Nektar der Götter), ein alkoholisches Getränk aus Honig, nicht aus Äpfeln, wie der italienische Name suggerieren könnte. Es wird angenommen, dass es zu den ältesten Getränken der Welt zählt!
Die Wachstücher aus natürlichen Materialien des Tessiner Unternehmens Beeco eignen sich ideal zum Abdecken von Lebensmitteln. Dank der antibakteriellen Eigenschaften bleiben Lebensmittel länger frisch.

Die Honigproduktion dauert von Anfang Mai bis Ende August. «Im Mittel produziert ein Volk rund 15 Kilogramm Honig pro Sorte, vorausgesetzt das Wetter stimmt.» Dass der Honig fertig ist, erkennt der Spezialist durch das Messen der Luftfeuchtigkeit im Bienenstock. Die gefüllten Waben seien dann von den Bienen mit den Flügeln trocken gewedelt worden.

Stabio, Mendrisiotto
Stabio, Mendrisiotto

Der Imker entnimmt die Holzrähmchen, öffnet die mit Wachs verschlossenen Waben und schleudert in einer Zentrifuge den Honig heraus. 

Stabio, Mendrisiotto
Stabio, Mendrisiotto

Ab September werden die Bienen auf den Winter vorbereitet. Der Schutz vor der gefürchteten Varroamilbe ist dabei das Wichtigste, wie er sagt. So gehe er sicher, dass er im Februar, wenn er das erste Mal nach seinen Schützlingen schaut, sie noch wohlbehalten, eng um die Königin gekuschelt, in ihrem Bienenstock findet. 

Stabio, Mendrisiotto

Carmelo's Lieblingshonig? «Miele di melata!», Waldhonig. Eine im Tessin seltene Sorte, die gar nicht aus Blütennektar besteht, wie er erläutert. Stattdessen würden die Bienen Honigtau von Laub und Tannennadeln sammeln, eine Substanz, die von kleinen pflanzensaugenden Insekten ausgeschieden würde. «Aber nur an sehr warm-feuchten Augusttagen.» Waldhonig gilt als besonders gesund und ist bekannt für seine herbe, würzige Note.

Zanatta verkauft seine Produkte direkt in Stabio, in kleinen Läden in Taverne, Mendrisio und Ascona und auf Märkten. «Bei grösseren Anlässen und Festen.» Dann stehen die Honigsorten neben den köstlichen Konfitüren seiner Ehefrau Maria Giuseppina: 31 verschiedene Sorten, jeweils etwa 10 Gläser im Jahr, garantiert aus dem eigenen Garten oder der Nachbarschaft.  

«Ich stelle alles handwerklich selbst her.» 

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