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Sommerfeste

Der Sommer ist im ländlichen Leben eine Zeit der harten Arbeit. Die Bevölkerung der italienischen Schweiz war bis Mitte des 20. Jhts vorwiegend bäuerlich. Der Sommer war die Zeit der Heuernte, der Getreideernte und des Alplebens. Der Bauernkalender wurde von den Festtagen der Heiligen bestimmt, die meist auch einen Jahresabschnitt einleiteten oder beendeten und die Wetterveränderungen einleiteten. Eine kurze Erholungspause der bäuerlichen Arbeit.
Die Festtage des heiligen Antonius von Padua und der Heiligen Petrus und Paulus (13. u. 29. Juni) gingen dem Alpaufzug voraus und waren der Anlass, um durch Gaben an die Kirche um eine gute Sommersaison zu bitten und die letzten Vereinbarungen vor der Abreise zu treffen. Mit dem Fest des heiligen Johannes des Täufers, dessen Geburtstag am 24. Juni begangen wird, waren verschiedene Bräuche verbunden: An diesem Tag wurden Heilkräuter und grüne Nüsse für den Ratafià gesammelt.
S. Lucio, der Schutzpatron der Käser, steht am 12. Juli auf dem Festkalender: Die Bewohner des Val Colla und des Val Cavargna trafen sich an diesem Tag auf dem gleichnamigen Pass.
Zahlreiche Volksfeste wurden an den Marienfeiertagen gefeiert, von den bekannten Festen im Bleniotal bis zu Mariä Himmelfahrt, auch "Madonna da mezz avost" genannt, weil es auf den 15. August fällt, an dem vielerorts Höhenfeuer angezündet wurden.
Am 10. August erinnerte man sich des Schutzpatrons der Diözese, S. Lorenzo, am 16. August S. Rocco, der gegen Infektionskrankheiten angerufen wurde. Er wird in vielen Dörfern verehrt, was wohl damit zusammenhängt, dass das Tessin verschiedentlich von Epidemien heimgesucht wurde, die auf eine mangelhafte Hygiene zurückzuführen waren.
Die Festtage der Heiligen Bartholomäus und Abbondio (24. u. 31. August) markierten das Ende der Heuernte und den Alpabzug, also in einem gewissen Sinne das Ende des Sommers.