Von Broglio, dem Heimatort des Schriftstellers Giuseppe Zoppi, steigen wir ab zum Fluss, überqueren die Brücke
und folgen ein kurzes Stück dem Strässchen nach rechts, um dann sofort den nach links abbiegenden Weg
einzuschlagen, der zuerst in Richtung Ri della Froda führt, um bald wieder gegen Norden zu schwenken. Die alten
Maulbeerbäume auf den Feldern von Broglio sind die letzten Zeugen einer kleinen örtlichen Seidenindustrie. Weiter
vorn erscheint das elegante Dorf Prato, mit dem Pizzo Mascarpino im Hintergrund. Durch eine Pflanzung von
Nadelbäumen erreicht man den Ri di Tomè: eine Schlucht mit geglätteten Felsen von kurvenreichen Formen, die
schöne Tümpel bilden. Es geht weiter auf sandigem Boden, wo der genügsame Kastanienbaum die einzige
Möglichkeit der Nutzung darstellte. Bald ist Vedlà erreicht, ein winziges Maiensäss zu Füssen eines steinigen Hangs.
Das hübsche Kirchlein wurde 1758 erbaut. Nach kurzer Zeit überqueren wir den Bach aus dem Val di Prato, der aus
einer dunklen Schlucht rauscht. Der Weg mündet ein in das Strässchen aus dem Val di Prato. Nach wenigen
Minuten ist das Dorf Prato erreicht. Der Pfarrherr Berna trug hier im 18. Jahrhundert eine wertvolle Bibliothek
zusammen. Eine Stiftung versucht nun, sie der Nachwelt zu erhalten. Auf der Kantonsstrasse geht es weiter zum
nahen Sornico, dem Hauptort der antiken Talgemeinschaft der Lavizzara, wo die älteste Kirche des Tales steh. Wer
weiter wandern will, muss die Brücke in Prato überschreiten, um am rechten Ufer bis zu den Scheiben des
Schiessstandes aufzusteigen. Dann wechselt man wieder auf die linke Seite und durchquert die "Gerre", ein Gebiet
mit Schwemmland und Ablagerungen von Erdrutschen. Sie haben den Platz der einstigen Felder eingenommen, die
vom 16. bis 19. Jahrhundert von verheerenden Naturereignissen verwüstet worden sind.