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Mauermalereien im Verzascatal

Ein Blut schwitzender Christus am Kreuz, umgeben von der Gottesmutter und dem heiligen Johannes, und zu seinen Füssen ein Paar in der Tracht des Verzascatals, das ihn anruft. Dieses Bild aus dem Jahre 1781 befindet sich in Aquino, einer Fraktion von Lavertezzo, an einer Stallmauer. Es wurde von einem Dorfbewohner in Auftrag gegeben, wie die Inschrift "1781 FILIPPO BRUGEL A. F. F. L. P. OPERA P.S. DIVOZIONE A. DI 6 LULIO" besagt. Im Verzascatal sind ähnliche Fresken keine Seltenheit. Wir entdecken sie nicht nur an Kirchen und Kapellen, sondern auch an Felsen, Häusern oder Ställen. Meistens sind religiöse Motive dargestellt (Heiligenfiguren, die Madonna, Kreuzigungsszenen). Sie sind nicht nur Ausdruck des Glaubens, sondern auch des Bestrebens, angesichts der alltäglichen Gefahren eine Beziehung zu den übernatürlichen Kräften herzustellen. Dieses rauhe und wilde Tal, wie auch das Leben, das die Bewohner führten, waren von Isolation und Abgeschiedenheit geprägt.
Werke grosser Maler sind kaum zu finden, vielmehr einfache Bilder, mit einem oft etwas unbeholfenen künstlerischen Ausdruck, wahrscheinlich von Einheimischen gemalt. Oft haben diese Zeugen des religiösen Sinns auch unter der Witterung gelitten. Zu den ungewöhnlichsten Bildern zählt das Fresko an einem Felsen in der Ortschaft "Scima ai Sess" (Gipfel der Steine) oberhalb Brione Verzasca. Es stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert und zeigt die Madonna. Sehr interessant sind auch die Darstellung des Jüngsten Gerichts an einer Hausmauer in Sonogno (spätes 18. Jahrhundert) oder die Stillende Madonna im Ortsteil Pie der Mota von Frasco (Anfang des 16. Jahrhunderts).