Markus Raetz. Le incisioni a bulino 1994–2017

Raetz begann 1994 mit dieser Technik zu experimentieren, als er eingeladen wurde, ein Werk für die Chalcographie du Louvre (die Abteilung des berühmten Museums, die sich der Konservierung und Herstellung von Kupferstichen widmet) zu schaffen. Dieses Werk war Teil einer Reihe zeitgenössischer Auftragsarbeiten lebender Künstler, die die Sammlungen des Museums bereichern und die Tradition und das Wissen über verschiedene Kupferstichtechniken am Leben erhalten sollten. Der damals 53-jährige Künstler widmete sich dem Erlernen dieser als älteste und edelste Kupferstichtechnik.

Die über 80 ausgestellten Radierungen sind klein- und mittelgroß, doch entfalten sich in ihnen scheinbar nahtlose Welten und Visionen. Diese Drucke verkörpern die Motive, die Raetz’ Werk auszeichnen (von seiner Erforschung des Gesichts bis zu geometrischen Formen, von Studien der Perspektive bis zu jenen über den Kontrast zwischen Relief und Vertiefung), sowie Verweise auf die Kunstgeschichte und Hommagen an die Meisterschaft derer, die sich vor ihm in der Kunst der Radierung versuchten, vor allem Albrecht Dürer, aber auch Claude Mellan (1598–1688), Hendrick Goltzius (1558–1617), Wenceslaus Hollar (1607–1677), Giorgio Morandi (1890–1964) und die japanischen Meister der Ukiyo-e-Drucke. Die Ausstellung umfasst eine sorgfältig kuratierte Auswahl dreidimensionaler Werke und unterstreicht die Kontinuität von Raetz’ medienübergreifender künstlerischer Forschung.

Während seiner gesamten Karriere zeigte Markus Raetz ein tiefes Interesse an der Kunst der Druckgrafik, studierte intensiv verschiedene Tiefdrucktechniken und experimentierte mit neuen Möglichkeiten ihrer Anwendung. Für Raetz ist das Feld der grafischen Kunst zu einem bevorzugten Raum geworden, um die Forschung zum Phänomen der Wahrnehmung, die seine lange Karriere geprägt hat, zu überarbeiten und zu erweitern und ihn zu überraschenden Werken geführt hat, die sich je nach Perspektive des Betrachters verändern können.

Die Ausstellung wird in enger Zusammenarbeit mit Monika Rätz und dem Nachlass von Markus Raetz organisiert und von einem zweisprachigen italienisch-deutschen Katalog begleitet, der Abbildungen aller ausgestellten Werke sowie Texte von Francesca Bernasconi und Rainer Michael Mason enthält.