Oberhalb Foroglio öffnet sich das Val Calneggia, in dem alle Elementarereignisse deutlich werden, die unsere Berge geformt haben:
Gletscher, Erosion durch die Gewässer, Erdrutsche, Lawinen, Überschwemmungen. Auf einem bequemen Weg wird die erste Talstufe bis
oberhalb des Wasserfalls überwunden. Das Tal verengt sich und ist von hohen
Bergen umgeben. Es scheint fast unmöglich, dass die kleinen Herden, die auf
die Alpen Crosa, Formazzöö, Orsalia und Orsalietta getrieben wurden, in der
von Gebüsch überwucherten, von Überschwemmungen verwüsteten und von Steinen
übersäten Talsohle Weideland vorgefunden haben. Und doch zeugen die drei
Maiensässe, die man überqueren muss, von der einst blühenden Alpwirtschaft.
Puntid, kurz nach der schönen Schlucht, ist mit seinen
gemähten Wiesen, den einladenden Hütten und der eleganten Hängebrücke das
einzige Maiensäss, das noch angenehm zu begehen ist. Gerra und Calnègia
hingegen wirken verlassen und düster. Es lohnt sich trotzdem, die Strapazen
auf sich zu nehmen. Unter gewaltigen Felsblöcken wurden
früher höhlenähnliche Behausungen (Splüi) angelegt oder die Milchprodukte
kühl gelagert, bevor sie ins Tal transportiert wurden. Nachdem der Wasserlauf Formazzöö
auf einer Hängebrücke überquert ist, wird der Wanderweg allmählich
anstrengender und führt auf steilen Stufen nach Gradiscio. Hier stösst man
auf die Route, die in südlicher Richtung über die Alp Formazzö und den
gleichnamigen Pass nach Bosco Gurin führt. Um zu den Bergseen zu gelangen,
muss man hingegen an den Hütten vorbeigehen und in ständigem Auf und Ab die
darüber liegende Anhöhe erklimmen. Wegen der Steinschlaggefahr ist der alte
Weg, der über die Weiden am Fusse des Madone di Formazzöö hinauf führt,
nicht zu empfehlen.