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Auf Schusters Rappen durch das Verzasca-Tal

Der Begriff „Sentierone“, der übersetzt so viel bedeutet wie „langer Weg“, lässt es erahnen: Wer auf dem alten Säumerpfad durch das wilde Verzasca-Tal von Tenero nach Sonogno wandert, benötigt eine gute Kondition. Um die gesamte Distanz von 25 Kilometern zurückzulegen, muss mit einer Marschzeit von zehn bis elf Stunden gerechnet werden.

Der Weg ist zwar lang, aber auch leicht und ziemlich eben (ein wenig beschwerlich ist bloss der Abschnitt zwischen Mergoscia und Corippo). Die Wanderung kann jederzeit unterbrochen oder in beliebige Etappen unterteilt werden, denn es führen viele Brücken auf die andere Flussseite hinüber, wo man die Hauptstrasse und somit das Postauto erreichen kann.

Grünes Wasser

Der alte Säumerweg verläuft entlang der Verzasca, des Flusses, dessen Name auf die Färbung des Wassers zurück geht (»verde acqua« - grünes Wasser). Bis 1870 war das Verzasca-Tal vom Rest der Welt praktisch isoliert. Zu unüberwindlich schien der Taleinstieg. Heute dominiert ihn der 220 Meter hohe Staudamm. Abgesehen vom Stausee hat das Tal seinen ursprünglichen Charakter jedoch weitgehend erhalten können.

Die Urgewalt dieser Granitlandschaft, in der Kapellen, Heiligenstöcke und Brücken wichtige Wegmarken darstellen, hat eine Reihe von Künstlern auf den Plan gerufen. Im mittleren Abschnitt des Sentierone zwischen Brione und Lavertezzo säumen dreissig Skulpturen und Landschaftsinstallationen den Weg. Sie nehmen Bezug auf die grossartige Gebirgslandschaft, auf die lange Geschichte des Tals und die Einflüsse der Menschen, die es bewohnen.

Berühmte Brücke

In Lavertezzo lohnt sich ein Halt auch wegen der berühmten Brücke „Ponte dei Salti“, fälschlicherweise auch „Ponte Romano“ genannt. Die zweibogige Natursteinbrücke, deren Mittelpfeiler auf einem mächtigen Gneisfelsen im Bett der Verzasca ruht, stammt nicht aus römischer Zeit, sondern aus dem Mittelalter. 1906 wurde sie vom Hochwasser zerstört und wieder aufgebaut.

Nur eine niedrige Steinbrüstung begrenzt die Brücke, von der man einen grandiosen Blick in das wilde Bett der Verzasca mit ihren bizarren Felsskulpturen hat. Das Wasser schimmert hier in einem besonders intensiven Tiefblau oder Smaragdgrün. Wie überdimensionierte Edelsteine leuchten die Gneissblöcke im lichtdurchfluteten Wasser. Die rundgeschliffenen Felsformationen, die aus dem Wasser ragen, verführen zum Rasten und Sonnenbaden.

Malerischer Endpunkt

Wer der Versuchung widersteht, kann bis Sonogno weiterwandern. Das weltabgeschiedene, zuhinterst im Tal gelegene Dörfchen wartet mit einem gut erhaltenen Siedlungskern auf. Es verdankt seine Bekanntheit aber vor allem dem Roman „Die schwarzen Brüder“, worin die Autorin Lisa Tetzner (1894-1963) das tragische Schicksal der Buben aus dem Verzasca-Tal erzählt, die als Kaminfeger nach Italien verdingt wurden.

Ein Besuch des Talmuseums und des Hauses der Wolle in Sonogno vermittelt einen guten Einblick in das frühere Leben der Talbevölkerung und bildet einen schönen Schlusspunkt unter die Sentierone-Wanderung.

Sentierone-Wanderung:
Distanz: 25 Kilometer
Höhenunterschied: 700 Meter
Marschzeit: 10-11 Stunden
Maximale Höhe: 918 m.ü.M.
Start: Tenero (215 m.ü.M.) oder Gordola (226 m.ü.M.)
Ziel: Sonogno (918 m.ü.M.)
Besonderheit: Die Wanderung kann beliebig in Etappen unterteilt werden