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Traditionelles Weihnachtsessen

Die einfache alltägliche Nahrung wurde nur bei seltenen Gelegenheiten unterbrochen: bei der Hausmetzgete, am Festtag des Kirchenpatrons und an Weihnachten. Am Vortag wurde gefastet und in vielen Familien die Kuttelsuppe zvorbereitet, die den fröstelnd von der Mitternachtsmesse zurückkehrenden Gläubigen neue Lebensgeister einflössen sollte.
Der Imbiss nach der Mitternachtsmesse war ein verbreiteter Brauch. Wurstwaren, Kürbistorte, auch Schweinerippchen wurden aufgetischt.
Zum Festmahl an Weihnachten gehörten die sonst so seltenen Fleischgerichte. Deshalb nannte man Weihnachten auch "ul dì da la carna" (Tag des Fleisches). Der Rest des Risottos wurde den Hühnern verfüttert, damit sie bald brüten. Es gab auch ein besoderes, an manchen Orten während des Frühgottesdienstes gesegnetes Brot: süsslich in Leontica und Viganello, mit Sultaninen im Onsernonetal, mit Nussöl in Gorduno und im Misox. In den Tälern kamen auch Ricotta, Uwiebelsuppe, Mortadella und Kartoffeln auf den Tisch. Dazu wurde Wein getrunken, denn man glaubte, der an Weihnachten getrunkene Wein würde sich in Blut verwandeln. In der Stadt wurden Kapaun, Gänsebraten, Wild serviert, ebenso Weissbrot und Panettone.
Die Weihnachtssüssigkeiten in der Leventina heissen "spampezi" (vielleicht von Gewürzbrot abgeleitet) und enthalten Mehl, Butter, Honig, gehackte Nüsse und eine wohlschmeckende Gewürzmischung. Jede Familie hatte ihr eigenes Rezept und benützte Backformen aus Nussbaumholz, die Generationen überdauerten. Diese Formen wurden von einheimischen Handwerkern angefertigt und mit eingeschnitzten Dekorationen versehen.