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Osterbräuche

Die Feierlichkeiten der Karwoche begannen in der italienischen Schweiz am Palmsonntag. Die Palmen als Symbol des Göttlichen und des Sieges wurden durch gesegnete Olivenzweige ersetzt, die man in die Häuser und Ställe brachte.
Während der heiligen Messe am Gründonnerstag, die an das Letzte Abendmahl erinnert, wurde das Öl für die Sakramente gesegnet und die Fusswaschung durchgeführt. Von diesem Augenblick an verstummten die Glocken bis zum Sonntag. Das Zeichen zum Gottesdienst und zum Mittag wurde in diesen Tagen von den Kindern gegeben, die dazu allerlei Holzinstrumente, meist Rätschen, verwendeten. Im Mendrisiotto wurde in diesen Vorostertagen der Kürbis gepflanzt, damit er gute Früchte trage.
Am Gründonnerstag war auch die Tradition des "batt i giüdee" angesagt. Um die Bestrafung der Peiniger Jesu anzudeuten, wurde mit Stöcken auf den Fussboden geklopft, wobei der Zelebrant den Takt angab. Ein anderes Passionsspiel wurde in Mendrisio durchgeführt, wo noch heute am Donnerstag und Freitag der Karwoche Prozessionen stattfinden. In Coldrerio hingegen wird am Mittwoch an die Kreuzigung Christi erinnert.
In der Nacht vor Ostern wurden Feuer und Wasser gesegnet und mit dem letzteren die Augen gewaschen.
Am Ostersonntag durften Lamm oder Zicklein auf dem Familientisch nicht fehlen. Eier waren im Überfluss vorhanden, die in der 40-tägigen Fastenzeit durften sie nicht gegessen werden. So wurden riesige Omeletten gemacht. in Calneggio (Muggiotal) war es die auf den Flammen von altem Olivenholz gebackene "Frittata alla disperata".
Am Nachmittag des Osterfestes pflegte der Pfarrer in Begleitung der Ministrantendurch das Dorf zu ziehen, um die Häuser zu segnen.